Tote Seelen reden nicht by Roxann Hill

Tote Seelen reden nicht by Roxann Hill

Autor:Roxann Hill [Hill, Roxann]
Die sprache: deu
Format: mobi, azw3, epub
veröffentlicht: 2014-03-25T23:00:00+00:00


29

Der Dieselmotor brummte laut klopfend. Die Armaturen vibrierten. Ich schaltete hoch und blickte hinüber zu Paul. Er saß neben mir und sah gedankenverloren durch das Seitenfenster hinaus, mit diesem absolut ruhigen und doch präsenten Ausdruck auf seinem Gesicht.

Ich seufzte zufrieden und musste ein wenig lächeln. Selçuk kannte mich genau. Er wusste, was mir gefiel. Die Kupplung hakte zwar, aber das würde sich mit der Zeit geben. Bei dem Navi, den ich an der Windschutzscheibe befestigt hatte, handelte es sich um ein Nachfolgemodell meines alten. Marke Aldi und unverwüstlich. So sollte es sein. Wer brauchte schon all diesen Schnickschnack mit tausend Knöpfen.

Auf der Suche nach einem Parkplatz bremste ich ab und bog schließlich in eine freie Bucht ein.

„Sind wir schon da?“, fragte Paul.

Ich grinste. Alles wieder beim Alten. „Hausnummer vierzehn.“ Ich wies auf eine Reihenhauszeile. „Muss irgendwo da drüben sein.“

Wir stiegen aus. Ich drückte die Zentralverriegelung meines Zündschlüssels, aber nichts geschah. Also sperrte ich kurzerhand unsere beiden Türen mit der Hand ab. Entweder fehlte die Batterie, oder aber die automatische Verriegelung war hinüber. Egal. Das nahm ich gerne in Kauf.

Möglichst unauffällig schlenderten wir die Straße entlang. Acht – zehn – zwölf – vierzehn. Ein Mittelhaus. Links und rechts war alles aufs Beste hergerichtet. Weihnachtsschmuck in den Fenstern und die obligatorischen kleinen Lichter. Die Nummer vierzehn stach heraus. Die Läden hingen herab, der Lack blätterte, teilweise bröckelte Putz. Seit Jahren hatte sich niemand mehr um den Vorgarten gekümmert. Das war selbst im verschneiten Zustand deutlich zu sehen. Der Briefkasten quoll über von durchnässten Wurfsendungen.

„Richtig idyllisch“, meinte Paul, während wir Arm in Arm weitergingen.

„Scheint niemand zuhause zu sein“, sagte ich. „Aber wenn wir Glück haben, können wir vielleicht etwas von der Rückseite her erkennen.“

Wir bogen um eine Ecke. Die Gärten der Reihenhauszeile schlossen an die Grünstreifen des nächsten Häuserblocks an. Dazwischen befand sich ein Weg, der wohl hauptsächlich dazu genutzt wurde, Gartenabfälle zu entsorgen.

Nach wenigen Metern waren wir an der Rückseite von Nummer vierzehn angelangt. Auch hier ein trostloses Bild: Eine sprichwörtlich vermüllte, handtuchgroße Grünfläche, über dem Panoramafenster im Erdgeschoss des Gebäudes hing eine halb heruntergerissene Markise. Kein Licht, keine Spur von Leben.

Ich probierte das morsche Gartentürchen. Es klemmte zuerst, dann gab es nach. Wir gingen hinein, sorgsam bemüht, nicht über die halb zugeschneiten Flaschen, Eimer und Metallteile zu stolpern.

Ich hob die Markise an, um ins Innere zu blicken. Gähnende Leere starrte mir entgegen. Bis auf zwei abgewetzte alte Sofas und mehrere umgedrehte Kartons… nichts.

„Das Haus ist verlassen“, sagte ich überflüssigerweise.

„Das passt“, meinte Paul. „Wenn es stimmt, was ich über solche Gruppen weiß, treffen sich deren Mitglieder erst abends… Oder nachts. Ich denke, wir sind einfach zu früh dran.“

„Kein Problem“, sagte ich. „Dann kommen wir später wieder.“



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